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Der Baukondukteur Johann Friedrich Friedel
Die künstlerischen Leistungen der Architekten und Gestalter des Zerbster Schlosses, Teil V

Nach Erlöschen der Hauptlinie Anhalt-Zerbst mit dem Tod des kinderlos gebliebenen Fürsten Johann August (1677-1742) ging die Regentschaft des Landes auf die Nebenlinie Anhalt-Zerbst-Dornburg über. Die nunmehr herrschenden fürstlichen Brüder Johann Ludwig (1688-1746) und Christian August (1690-1747) pflegten enge Beziehungen zum preußischen Königshof unter Friedrich II. (1712-1786). In den Residenzen Berlin und Potsdam entfaltete sich unter dessen Herrschaft das überaus elegante friderizianische Rokoko und wurde zum bestimmenden Baustil der Zeit. Initiierend und federführend war der Architekt und Maler Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff (1699-1753), der Hofbaumeister Friedrichs des Großen. Von dieser "neuesten Mode" wollten auch die Zerbster Fürsten partizipieren und strebten einen Wechsel im Baumeisteramt an. Die sehr guten Kontakte machten es möglich, den Baukondukteur Johann Friedrich Friedel (1722-1793) mit Bauaufgaben in Zerbst zu betrauen. Der langjährige, dem Hochbarock verpflichtete Hofbaumeister Johann Christoph Schütze (1687-1765) stellte noch den Pavillon am Westflügel des Schlosses weitestgehend fertig, wurde aber im August 1743 aus Zerbster Diensten entlassen. Von 1744 bis 1748 war nun Friedel für den Zerbster Hof tätig.

Biographische Skizzen
Johann Friedrich Friedel erblickte im Mai 1722 das Licht der Welt. Beruflich folgte er seinem Vater, dem Berliner Ratsmaurer- und Zunftmeister Johann Friedel. Über seine Lehre, seinen weiteren Werdegang und seine Leistungen sind nur einige Fakten überliefert. Bekannt ist, dass der Maurermeister und Bauadjunkt (Baugehilfe) bis 1749 als Baukondukteur in königlich-preußischen Diensten stand. Damit hatte er unmittelbaren Kontakt zum Baumeister Knobelsdorff und kannte seine Werke im Stil des friderizianischen Rokokos, auch wenn er aus seiner Berufsbezeichnung schließend nur als Bauaufseher und Landmesser tätig war. Doch schon in Rheinsberg gehörte er zum direkten Umfeld Knobelsdorffs.

  Grabmal Friedel Friedelsches Grabmal auf dem Berliner Garnisonfriedhof, Fotografie 2012
Im Jahr 1744 folgte Johann Friedrich Friedel dem Ruf an den Anhalt-Zerbster Hof. Er war seit Beginn der Arbeiten am Barockschloss im Jahr 1681 der siebente daran beteiligte Baumeister. Im Gegensatz zu seinen Vorgängern trug er jedoch nicht den Titel eines "Hofbaumeisters". Friedel wohnte und arbeitete bis 1748 über viele Monate in Zerbst.
Nach seiner Rückkehr nach Berlin entstanden dort mehrere Häuser nach seinen Entwürfen und unter seiner Leitung. Im Jahr 1749 nahm er Abschied aus dem preußischen Staatsdienst und wurde selbständiger Maurermeister. Das Berliner Bürgerrecht erhielt er am 29. August 1749. Friedel besaß ein eigenes Haus in der Mittelstraße in der Friedrichstadt, der heutigen Taubenstraße im Bereich des Gendarmenmarktes in Berlin-Mitte. In der Zeit von 1755 bis 1766 stand er als Bauinspektor erneut in preußischen Diensten. Im Zeitraum 1764/65 kam Friedel nochmals nach Anhalt und war in Dessau für das Fürstenhaus tätig. Welche Leistungen er dort als Baudirektor erbrachte, ist jedoch nicht bekannt.
Über das Familienleben Friedels existieren fast keine Nachrichten. Bekannt ist nur, dass er zwei Söhne hatte: Carl Friedrich und Johann Friedrich Julius Wilhelm. Johann Friedrich Friedel verstarb 1793 und wurde auf dem Offizierskirchhof der Berliner Garnison, heute Garnisonfriedhof in der Nähe des Rosenthaler Platzes in Berlin-Mitte, beigesetzt. Das Grabmal besteht aus einem Feldsteinhügel mit Sandsteinurne. Auch seine beiden Söhne fanden dort ihre letzte Ruhe.

Arbeiten an der Zerbster Residenz
Johann Friedrich Friedel arbeitete von 1744 bis 1748 für das Anhalt-Zerbster Fürstenhaus. Er wohnte von Juli 1744 bis März 1748 zur Miete in Zerbst, unterbrochen von Aufenthalten in Berlin. Seine Abwesenheiten betrafen vorrangig die ersten Quartale der betreffenden Jahre, in denen es auf der Schlossbaustelle nur wenig zu tun gab. Darüber hinaus trat er zwischenzeitlich Reisen an. Es liegt nahe, dass er in dieser Zeit mit anderen Aufgaben in preußischen Diensten betraut war und sie auch für Zerbster Planungen nutzte.
Seine Hauptaufgabe in Zerbst bestand in der Errichtung und der Ausgestaltung des östlichen Traktes des Residenzschlosses. Mit diesem wurde die Dreiflügelanlage vollendet. Außerdem plante und baute er 1744 ein Schießhaus, 1746 einen Fohlenstall sowie 1747 ein Hauptwach- und Spritzenhaus. Weiterhin zeichnete er für die Gestaltung einiger Bereiche des Schlossgartens verantwortlich.
Speziell der Schlossbau stellte eine sehr komplexe, überaus anspruchsvolle Aufgabe dar. Hatte Friedel mit gerade einmal 22 Jahren schon das Rüstzeug, um selbständig den Ostflügel der Residenz zu errichten und eigene Entwürfe für die Ausstattung der Räume und Säle im Stil des friderizianischen Rokokos zu liefern? Fakt ist, dass das noch recht umfänglich vorhandene historische Aktenmaterial keinen anderen entwerfenden oder leitenden Baufachmann aufweist. Als Lieferant der Pläne wird immer nur Friedel benannt. In den Kammerrechnungen sind auch Zahlungen an ihn für "verfertigter Desseins" und "Diskretion wegen verschiedener Risse" verzeichnet, die ihn als Entwerfer ausweisen. Außerdem bezeugen die überlieferten Zeichnungen für Zerbst und Sanssouci von Friedels Hand, dass er ein versierter Künstler und nicht nur ein technischer Baubeamter war. Sonst hätte er es sicher nicht geschafft, im direkten Umfeld Knobelsdorffs tätig zu werden und wäre wohl auch nicht für Zerbst engagiert worden.
Unzweifelhaft gehörten die bedeutendsten Räume im Zerbster Schloss - das Zedernkabinett, das Audienzgemach und das Blaue Kabinett - zu den herausragenden Schöpfungen des friderizianischen Rokokos, die sich mit Interieurs der preußischen Königsschlösser in Berlin und Potsdam messen konnten. Vielleicht hatte der erfahrene Bildhauer Johann Michael Hoppenhaupt d. Ä. doch höhere Anteile an der Entwicklung der Dekorationen als vermutet? Vorstellbar wäre, dass Friedel nur die Wandgliederungen in groben Zügen vorgegeben hat und Hoppenhaupt schließlich die Detailplanung und Ausführung oblag. Ebenso ist der direkte Austausch zwischen Friedel und Knobelsdorff denkbar, aber aktenseitig nicht nachweisbar. Aufschluss könnten Entwurfszeichnungen zu den friderizianischen Raumdekorationen in der Residenz liefern, die aber nicht bekannt und wohl nicht überliefert sind. Auch wenn Friedel in den Zerbster Schlossbauakten immer nur als Baukondukteur bezeichnet wird und nie als Baumeister, so weisen sie ihn nach bisherigem Erkenntnisstand trotzdem als Entwerfer der letzten Bauphase der Residenz der Fürsten von Anhalt-Zerbst aus.

Friedels Œuvre in chronologischer Reihenfolge

Schloss Rheinsberg
Der Umbau und die Erweiterung des Schlosses Rheinsberg - ursprünglich ein Wasserschloss aus der Zeit der Renaissance - zum Wohnsitz des preußischen Kronprinzen Friedrich begann 1734 unter dem Baumeister Johann Gottfried Kemmeter (gest. 1748). Im Jahr 1738 musste dieser seine Arbeiten an den Baumeister Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff (1699-1753) abgeben, der das Schloss im Stil des friderizianischen Rokokos ausgestaltete. Dort war Johann Friedrich Friedel zum ersten Mal unter Knobelsdorff tätig. Auf Grund seines jugendlichen Alters kann dies als seine Lehrzeit angesehen werden. Die Arbeiten am Schloss währten bis zur Thronbesteigung Friedrichs im Jahr 1740.
Friedrich schenkte das Schloss schließlich seinem Bruder Prinz Heinrich (1726-1808), der es 1785/86 durch die Baumeister Georg Friedrich von Boumann (1737-nach 1812) und Carl Gotthard Langhans (1732-1708) um stadtseitige Eckanbauten erweitern und Räume klassizistisch umgestalten ließ. Während der Nutzung des Schlosses als Diabetiker-Sanatorium zu DDR-Zeiten ging im Innern viel Originalsubstanz verloren, doch das Gebäude wurde vor dem Totalverlust bewahrt. Viele nunmehr restaurierte Räume stehen Besuchern zur Besichtigung offen.

Schloss Zerbst, Ostflügel
Nach der Grundsteinlegung zum Zerbster Barockschloss 1681 entstanden in mehreren Etappen das Corps de logis, der Westflügel, der Schlossturm und der Pavillon am Westflügel. Nach der Entlassung des langjährigen Hofbaumeisters Schütze aus Zerbster Diensten und der Verpflichtung des Baukondukteurs Johann Friedrich Friedel begann 1744 der Bau des östlichen Schlosstraktes, der das Residenzschloss vollendete. Eine von Friedel signierte und von Fürst Johann Ludwig (1688-1746) approbierte Zeichnung zeigt die komplette Dreiflügelanlage. Von Friedel stammen ebenfalls ein weiterer Aufriss, Grundrissplanungen aus zwei verschiedenen Phasen sowie Detailzeichnungen für einen dreiteiligen Dachfensteraufsatz und einen Wasserspeier in Form eines gekrönten Drachenkopfes. Neben den Zeichnungen weisen ihn weitere Details in den überlieferten Akten als entwerfenden und baubegleitenden Fachmann vor Ort aus. Nach dem völligen Abbruch der Burganlage, der schon 1743 erfolgte, begann Friedel im Frühjahr 1744 mit der Ausmessung des Areals und ließ das Fundament anlegen. Die feierliche Grundsteinlegung fand am 13. Juni 1744 statt. Die Maurerarbeiten führten der Fortifikationsmaurermeister Reinig aus Magdeburg und der Hofmaurermeister Johann Gottfried Erler (1701-1750) mit seinen Gesellen aus. In nur 16 Monaten war der Rohbau bereits errichtet, dann wurde das Dach aufgesetzt. Steinmetze und Bildhauer arbeiteten am Fassadenschmuck. Das Äußere war Ende 1747 vollendet.
Der innere Ausbau begann schon 1746 im Kellerbereich parallel zum äußeren Baugeschehen. Unter Friedels Leitung wurden noch die Stuckdecken und Kaminverzierungen ausgeführt sowie das Haupttreppenhaus angelegt und dekoriert. Der führende Stuckateur war Antoni Lantes aus dem oberbayerischen Wessobrunn. Außerdem wurde der königlich-preußische Bildhauer Johann Michael Hoppenhaupt d. Ä. für die Herstellung von sechs Zimmerdekorationen verpflichtet, die er laut Aktenangaben nach den Zeichnungen Friedels ausführte. Einige Dekorationen wurden in Auftrag gegeben, als Friedel noch in Zerbst weilte: Audienzgemach (1746/47), Vorzimmer bzw. Wohnzimmer (1747/48) und Zedernkabinett (1747/48). Ob auch Vorgaben für die anderen Zimmer vorlagen, ist unklar: Blaues Kabinett (1748/49), Hauptaudienzzimmer (1749) und Schlafzimmer (1749). Friedel verließ am 26. März 1748 den Anhalt-Zerbster Hof und wurde noch bis April entlohnt. Weitere Räume wurden von Zerbster Hofhandwerkern dekoriert. Die Ausgestaltung der beiden Fürstensuiten im Ostflügel und deren endgültige Möblierung waren erst Mitte 1753 abgeschlossen. Dann wurden die Appartements von Fürstin Johanna Elisabeth (1712-1760) und Fürst Friedrich August (1734-1793) bezogen.
Nach dem Erlöschen der Zerbster Fürstenlinie im Jahr 1793 blieben die prunkvollen Räume des östlichen Schlosstraktes mit ihren wertvollen Ausstattungen weitestgehend erhalten. Das Mobiliar und andere Dekorationselemente wurden nach der Abdankung des herzoglichen Hauses 1918 abtransportiert. Der Ostflügel, das Hauptwerk des Baukondukteurs Friedel, wurde wie die anderen Trakte des Schlosses am 16. April 1945 zerstört. Die einmaligen Raumdekorationen gingen vollkommen verloren.

Residenz Zerbst, Schießhaus
Parallel zum Bau des Ostflügels der Zerbster Residenz entstand 1744 unter der Leitung des Baukondukteurs Friedel ein Schießhaus. Das kleine Gebäude lag im Bereich hinter der Hauptorangerie direkt am Durchfluss eines Armes der Nuthe durch die Stadtmauer. Vermutlich gab Fürst Christian August (1690-1747), der ein hochrangiger Militär in den Diensten des preußischen Königs Friedrich II. (1712-1786) war, den Auftrag dafür.
Das in Fachwerkbauweise errichtete Schießhaus, das im Innern mit einer grünen Wachsleinwand ausgekleidet war, hatte einen fast quadratischen Grundriss von etwa 6 mal 6 Metern. Die sich daran anschließende Schießbahn lag zwischen Stadtmauer und Stadtwall, den heutigen drei Hügeln. Im Bereich des Stadtmauerturmes "Kuchels Warte" standen die Schießscheiben.
Das Schießhaus wurde mit der Umgestaltung des Schlossgartens in einen englischen Landschaftspark 1798/99 abgebrochen, die Schießbahn eingeebnet.

Residenz Zerbst, Schlossteich und Küchengarten
Neben seinen zu erfüllenden Bauaufgaben nahm Friedel auch Einfluss auf die Gartengestaltung um die Zerbster Residenz. Seine konkreten Anteile sind aber nur teilweise spezifizierbar.
Der Schlossteich war ursprünglich doppelt so groß wie heute und Bestandteil der städtischen Sicherungsanlagen. Nachdem er unter dem Hofbaumeister Schütze befestigt und in die Gartengestaltung einbezogen wurde, gab Friedel ihm im Rechnungsjahr 1744/45 ein neues Aussehen. Der Teich erhielt nun eine rechteckige Form. Auf dem durch Zuschüttungen neu gewonnenen Areal östlich davon ließ er einen in einzelne Quartiere unterteilten Küchengarten anlegen.
Während der 1783 völlig verfüllte und in eine Wiese umgewandelte Teich mit der Umgestaltung des Schlossgartens in einen englischen Landschaftspark im Jahr 1799 wieder freigelegt und mit einem fließenden Uferbereich versehen wurde, ging der Küchengarten zwischen Teich und Schlossbergen in diesem Kontext verloren.

Schloss Sanssouci
Schloss Sanssouci wurde in den Jahren 1745 bis 1747 durch Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff (1699-1753) nach konkreten Vorgaben des Preußenkönigs Friedrich II. errichtet. Für die Ausarbeitung der Baupläne standen die Mitarbeiter des Knobelsdorffschen Baubüros zur Verfügung, darunter Johann Friedrich Friedel. Die erhaltene, von Friedel um die Mitte 1745 gezeichnete Ansicht der Hof- und Gartenseite einschließlich des Grundrisses dokumentiert sein Können und dass er in diese bedeutende königliche Bauaufgabe involviert war.
In nur zwei Jahren Bauzeit entstand eine Sommerresidenz, eine Maison de plaisance, im Stil des friderizianischen Rokokos mit vorgelagerten Weinbergterrassen. Der König bewohnte das Schloss jeweils von Ende April bis Anfang Oktober. Die Innenräume ließ er sehr geschmackvoll und dekorativ ausgestalten.
Nach 1873 wurde das Gebäude als Museum für Besucher geöffnet. Das zum Glück nicht kriegszerstörte Hohenzollernschloss und heutige Weltkulturerbe steht täglich einer begrenzten Besucherzahl offen.

Residenz Zerbst, Fohlenstall
Friedel lieferte die Pläne für die Errichtung eines Fohlenstalles in Zerbst. Wahrscheinlich überwachte er auch den 1746 in Fachwerk ausgeführten Bau. Das Haus befand sich vermutlich auf dem Areal des einstigen Bauhofes an der Südseite der Käsperstraße.
Der Gebäudekomplex wurde im 19. Jahrhundert aufgegeben.

St. Agnuskirche Köthen
Durch die erhebliche Vergrößerung der lutherischen Gemeinde der St. Agnuskirche in Köthen Mitte des 18. Jahrhunderts bestand der dringende Bedarf, das vorhandene, 1694 bis 1699 errichtete Gotteshaus zu erweitern. Johann Friedrich Friedel beteiligte sich 1746 mit eigenen Planungen. Er sah vor, die Kirche zu verlängern und einen neuen Glockenturm zu errichten. Da die veranschlagten Kosten zu hoch waren, konnte die Kirchengemeinde Friedels Projekt nicht umsetzen. In der von Christian Friedrich Hartmann 1799 verfassten Geschichte der St. Agnuskirche wird das Können von Friedel sehr deutlich. Der Autor verweist auf Friedels "besonders akkurat und sauber gezeichnete(n) Risse" und schreibt auch: "Eine Idee, die, wenn sie des großen Kostenaufwandes wegen hätte realisiert werden können, die Geschicklichkeit ihres Urhebers hinlänglich dokumentiert haben würde." (Hartmann 1799, S. 25) Auch Johann Michael Hoppenhaupt d. Ä. beteiligte sich mit einem ähnlichen Entwurf. Schließlich kamen 1748 nur die Vorschläge eines örtlichen Hofzimmermanns, die die Erweiterung der Emporen im Innern vorsahen, zur Ausführung.
Die Kirche wurde im 19. Jahrhundert erneuert und verändert. Es kamen spätklassizistische und neogotische Ausstattungsstücke hinzu. Die heute sanierte Kirche wird immer noch für Gottesdienste genutzt.

Jerusalemskirche Berlin, Turmspitze
Der Zerbster Hofbaumeister Giovanni Simonetti (1652-1716) war von 1689 bis 1693 an Umbau und Erweiterung der 1484 geweihten Jerusalemskapelle beteiligt. Der Neubau unter Einbeziehung älterer Teile erfolgte 1728 bis 1731. Wegen Baufälligkeit musste 1747 die Turmspitze der Kirche abgetragen werden. Johann Friedrich Friedel beteiligte sich mit einem Entwurf zum Wiederaufbau des Turmes, der jedoch nicht zur Ausführung kam.
Die Kirche erfuhr im 19. Jahrhundert erhebliche Veränderungen. Nach den schweren Zerstörungen von 1945 wurde die Jerusalemskirche 1961 gesprengt. An ihrer Stelle steht heute das Axel-Springer-Verlagshaus.

Residenz Zerbst, Pavillon
Im Sommer 1747 wurde im Zerbster Schlossgarten nordwestlich des Marstalles ein neuer Eiskeller innerhalb eines alten Walles errichtet, der für die Lagerung von Eisblöcken zur Kühlung von Speisen und Getränken der fürstlichen Hofhaltung bestimmt war. Gleichzeitig entstand oberhalb des Kellers ein achteckiges Lusthaus. Dendrochronologische Untersuchungen des Holzes vom Dachstuhl ergaben ein Fälldatum zwischen 1745 und 1748 und belegen damit die Erbauungszeit. Es ist sehr wahrscheinlich, dass der in dieser Phase in Zerbst weilende, für alle Bausachen zuständige Baukondukteur Friedel in die Konzeption involviert war. Die Ausführung lag in den Händen des Maurermeisters Johann Gottfried Erler.
Der eingeschossige Pavillon mit geschwungenem Dach existiert noch heute, steht aber seit vielen Jahren leer und befindet sich in einem schlechten baulichen Zustand.

Residenz Zerbst, Hauptwach- und Spritzenhaus
Anstelle der alten Kellerei, die sich auf der heutigen Schloßfreiheit in Zerbst am Hauptzugang zum Schlossareal befand, entstand 1747 ein neues Hauptwach- und Spritzenhaus. Für die Entwürfe und die Baubegleitung zeichnete Johann Friedrich Friedel verantwortlich. Der Abbruch der Kellerei und die Ausführung des Gebäudes oblagen dem Hofmaurermeister Johann Gottfried Erler und mehreren Handlangern. Das Hauptwach- und Spritzenhaus hatte einen Grundriss von etwa 12 Metern mal 4 Metern.
Im Kontext der Errichtung dieses Gebäudes könnte auch eine von Friedel signierte, heute noch existente Entwurfszeichnung mit Gartentoren in sechs Varianten stehen. Die doppelflügeligen Tore mit flankierenden, meist mit Schmuckvasen versehenen Pfeilern und anschließenden Hecken könnten als Hauptzugang zum Schlossareal von der Schloßfreiheit aus gedacht gewesen sein.
Im Jahr 1867 wurde das Friedelsche Hauptwach- und Spritzenhaus im neogotischen Stil nach Plänen des Zerbster Bauinspektors Gustav Friedheim umgebaut. Aus dem Nachlass der Zerbster Bürgerin Helene Zeiz erfolgten nach 1921 umfangreiche Veränderungen und Erweiterungen. Die "Zeize" ist heute ihres Schmuckes beraubt und dient Wohnzwecken.

Residenz Zerbst, Südallee mit Brücke sowie südlicher Lustgarten und Hauptallee
Ein umfangreiches Projekt zur Umgestaltung der direkten Umgebung des Zerbster Schlosses bestand in der Neufassung des südlichen Lustgartens und der Anlage einer neuen Südallee, die direkt auf den Schlossturm zulief. Schon 1744 sah Friedel dies in seinen Planungen vor, doch die Ausführung begann erst im Herbst 1747 mit der kompletten Beseitigung des alten, nicht auf das Schloss ausgerichteten Lustgartens. Parallel entstand eine neue breite Steinbrücke, die die sogenannte Freinuthe mit einem großen Bogen überspannte. Die Ausführung lag in den Händen des Steinmetzmeisters Johann Joseph Eyberg (1798-1754). Die 1748 fertiggestellte neue Allee, die über die Brücke hinweg führte, begann an der Kreuzung zwischen heutiger Jeverschen Straße und Kastanienallee und mündete direkt im Cour de honneur der Residenz. Eine Doppelreihe aus Obstbäumen säumte die etwa 600 Meter lange Südallee.
Der mehrfach veränderte südliche Lustgarten, dessen Anfänge bis in die Zeit der Renaissance reichten, wurde gleichzeitig mit dem Wegebau neu angelegt. Zu beiden Seiten der Südallee entstanden Bosketts. In Form geschnittene Hainbuchenhecken und Obstspaliere umzogen einzelne Gartenräume. Die Gartengestaltung war 1748 abgeschlossen.
Unter der Regie Friedels entstand 1747 auch die Hauptallee, die den gesamten Schlossgarten von der Fürstlichen Freiheit, an der Südseite des Schlosses vorbeiführend, bis zum Westausgang an der Käsperstraße durchquerte. Zu beiden Seiten wurden Linden gesetzt.
Nachdem der letzte Zerbster Fürst, Friedrich August (1734-1793), seine Residenz 1764 verlassen hatte, verwilderten die gestalteten Anlagen. Mit der Umwandlung des Schlossgartens in einen englischen Landschaftspark 1798/99 wurde der südliche Lustgarten mit der darin eingebetteten Allee komplett beseitigt. Auch die Brücke, über die die Südallee führte, wurde abgetragen. Nur die von Linden flankierte Hauptallee existiert noch heute und trägt den Namen "Katharinenweg".

Residenz Zerbst, Sarg des Fürsten Johann Ludwig
Der Prunksarg des am 5. November 1746 verstorbenen Fürsten Johann Ludwig d. J. von Anhalt-Zerbst (geb. 1688) entstand nach Entwürfen von Johann Friedrich Friedel. Das Ensemble besteht aus zwei ineinander gestellten, mit kostbaren Stoffen und Tressen verzierten Särgen, in denen der einbalsamierte fürstliche Leichnam ruht. Diese wiederum sind von einem prächtigen Metallsarkophag umgeben. Friedel schuf auch die Pläne für den Sarg des nur wenige Monate später, am 16. März 1747, verstorbenen Bruders Johann Ludwigs, Fürst Christian August (geb. 1690). Ab dem Sommer 1747 stellte der Hofkupferschmied Johann Andreas Warnitz (1697-1751) die beiden Prunksärge her. Für gegossene Verzierungen zeichnete der Hofbildhauer Christian Conrad Stutz verantwortlich, die Vergoldungen nahm der Hofgürtler Johann Christian Förster vor. Ende 1749 waren beide Särge vollendet. Die Metallhülle für Johann Ludwig gelangte später in die Fürstengruft im Westflügel des Schlosses, doch der Sarg Christian Augusts gefiel der Fürstin-Witwe Johanna Elisabeth (1712-1760) nicht und wurde verworfen. Sie beauftragte den ehemaligen Hofbaumeister Johann Christoph Schütze (1687-1765) mit der Anfertigung eines neuen Entwurfs, wonach der Sarg dann auch hergestellt wurde.
Der Prunksarg des Fürsten Johann Ludwig wurde in den Wirren des Zweiten Weltkrieges stark beschädigt und gelangte 1948 in die Gruft der St. Bartholomäikirche. Durch die unsachgemäße Aufstellung und die Lagerung weiterer Särge unmittelbar darauf verschlechterte sich der Zustand erheblich. Die feuervergoldeten Teile des äußeren Metallsarges sowie die kostbaren Stoffe und Verzierungen des äußeren Innensarges aus Holz künden noch von der einstigen Pracht.

Haus Lottum in Berlin
Der preußische Militär Graf Friedrich Wilhelm von Wylich und Lottum (1716-1774) ließ im Jahr 1763 das Haus Neue Kommandantenstraße Nr. 15 in Berlin erbauen. Das Gebäude unbekannten Aussehens entstand nach Friedels Entwürfen und unter seiner Leitung. Der Graf wurde 1764 Kommandant von Berlin.
Das Teltower Kreisblatt vom 19. März 1885 schreibt: "Das Haus macht noch heute einen vornehmen Eindruck". Das Barockgebäude wurde im selben Jahr abgerissen, um einem Neubau zu weichen. Die heutige Kommandantenstraße in Berlin-Kreuzberg weist keine historische Bebauung mehr auf.

Schloss Rheinsberg, Marstall
Fast drei Jahrzehnte nach seinem ersten Arbeitsaufenthalt in Rheinsberg kehrte Johann Friedrich Friedel dorthin zurück, nun allerdings im Auftrag des Prinzen Heinrich von Preußen (1726-1808). Sein Bruder, König Friedrich II. (1712-1786), schenkte ihm 1744 diese Schlossanlage. Friedel erhielt 1764 den Auftrag, die Fassade des Marstalles am Schloss, der 1739 vom Oberlandbaumeister Kemmeter (gest. 1748) errichtet wurde, zu erneuern. Es entstand eine massive Front mit Mittelrisalit, auf dessen Attika Vasen zu stehen kamen. Vor der schlossseitigen Fassade wurden eine Reihe antiker Büsten auf Postamenten aufgestellt.
Um 1900 fand eine grundlegende Erneuerung des Marstalles statt. Massive Veränderungen erfuhr er mit der Einrichtung eines Sanatoriums im Schloss im Jahr 1950 durch die substanzschädigende Integration einer Wäscherei und einer Heizungsanlage. Ab 1993 wurden die Einbauten wieder entfernt und das Äußere nach historischem Vorbild erneuert. Nun erscheint die Fassade mit Ausnahme der nicht mehr vorhandenen Attikavasen und Büsten annähernd wieder so, wie Friedel sie errichtete.

Mehlmagazin am Packhof in Berlin
Am nördlichen Ende des kurfürstlichen Lustgartens des Berliner Schlosses errichtete Johann Arnold Nering (1659-1695) im Jahr 1685 das Pomeranzenhaus, auch Orangerie genannt. Unter dem preußischen König Friedrich Wilhelm I. (1688-1740) verlor das halbkreisförmige Gebäude seine Funktion. Es wurde zunächst zur Unterbringung einer Manufaktur genutzt, ab 1749 diente das direkt an der Spree gelegene Haus als Packhof zur Zwischenlagerung von Waren. Im Jahr 1776 erweiterte Johann Friedrich Friedel den Packhof um ein Mehlmagazin.
Im Rahmen der Errichtung der Nationalgalerie auf der Museumsinsel wurde der Packhof 1866 abgetragen.

Schule der Garnisonkirche in Berlin
Die Garnisongemeinde in Berlin hatte 1692 eine eigene Schule gegründet. Sie widmete sich dem Unterricht für Kinder von verarmten Soldaten. Im Jahr der Weihe der Garnisonkirche, 1703, wurde ein Stall, der neben dieser lag, zur Schule umgebaut. Kirche und Schule fielen 1720 durch eine Explosion im nahegelegenen Pulverturm der Zerstörung anheim. Während die Kirchenruine abgetragen und ein Neubau 1722 geweiht werden konnte, wurde für die Schule ein benachbartes, 1705 errichtetes Gebäude adaptiert und für Unterrichtszwecke eingerichtet. Unter König Friedrich II. (1712-1786) wurde die Schule aufgestockt. Mit dem Um- und Ausbau 1784/85 war Johann Friedrich Friedel betraut.
Die Schule wurde 1849 aufgegeben. Das Gebäude diente fortan als Garnisonkirchenhaus, das mehrfach umgebaut noch immer in der heutigen Anna-Louisa-Karsch-Straße Nr. 9 existiert.

Resümee
Das Ouvre Johann Friedrich Friedels ist nur fragmental bekannt. Unklar ist, welche weiteren konkreten Aufgaben er als Baukondukteur und später als Bauinspektor in königlich-preußischen Diensten zu erfüllen hatte. Auch seine Tätigkeit als selbständiger Maurermeister in Berlin, in der er vermutlich einige Bürgerhäuser errichtete, ist weitestgehend unspezifiziert. Die Anfertigung von Entwürfen und die Ausführung verschiedener Bauten, mit denen der Baukondukteur Johann Friedrich Friedel nachweislich betraut wurde, und seine überlieferten Zeichnungen belegen aber sein breites Spektrum und hohes Können. Seine mit Abstand größte Leistung bestand in der Errichtung des Ostflügels des Zerbster Schlosses, mit dem die Residenz der Fürsten von Anhalt-Zerbst vollendet wurde. Mit Friedels Tätigkeit hielten das friderizianische Rokoko und die künstlerischen Einflüsse des Baumeisters Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff (1699-1753) Einzug in Zerbst.

Dirk Herrmann

In: Zerbster Heimatkalender 2016, Seite 108—122


Literatur:
Friedrich Ernst Büttner Pfänner zu Thal, Anhalts Bau- und Kunstdenkmäler, Dessau 1894
Tilo Eggeling, Raum und Ornament. Georg Wenceslaus von Knobelsdorff und das friderizianische Rokoko, Regensburg 2003
Hans-Joachim Giersberg, Schloss Sanssouci und die Wohnungen Friedrichs des Großen. In: Schloss Sanssouci - Die Sommerresidenz Friedrichs des Großen, Berlin 2005
Ludwig Grote, Beiträge zur Frage: Knobelsdorff und das Friderizianische Rokoko. In: Zeitschrift für Kunstgeschichte 4, 1935
Christian Friedrich Hartmann, Geschichte der evangelisch-lutherischen St. Agnus Kirche in Köthen, Köthen 1799
Hermann Heckmann, Baumeister des Barock und Rokoko in Brandenburg-Preussen, Berlin 1998
Carl Wilhelm Hennert, Beschreibung des Lustschlosses und Gartens Sr. Koenigl. Hoheit des Prinzen Heinrich zu Rheinsberg, Berlin 1778
Dirk Herrmann, Schloss Zerbst in Anhalt, Regensburg 2005
Dirk Herrmann, Der Zerbster Schlossgarten und seine Gebäude. Die Entwicklung eines bedeutenden Barockensembles um das Residenzschloss. In: Burgen und Schlösser in Sachsen-Anhalt, Heft 14, Halle/Saale 2005
Uwe Kieling und Uwe Hecker, Berliner Architekten und Baumeister bis 1800, Berlin 1983
Uwe Kieling, Berlin, Baumeister und Bauten, Berlin/Leipzig 1987
Georg Piltz, Kunstführer durch die DDR, Leipzig/Jena/Berlin 1982
Dieter Weigert, Garnisongemeinde und Garnisonschule, In: Der Adler weicht der Sonne nicht - 300 Jahre Berliner Garnisonkirche, Berlin 2004
Günter Ziegler, Zwischen Wörlitz und Mosigkau, Heft 34, 1. Teil, Dessau 1992

Internet:
www.baufachinformation.de/denkmalpflege.jsp?md=2002047125451
www.berlinintensiv.de
www.koethen-anhalt.de/de/st-agnus.html
www.luise-berlin.de
www.staatsbibliothek-berlin.de
www.wikipedia.de



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